Aja Addy: Interview

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Aja Addy

- In seinen eigenen Worten -

In einem Interview mit Hedwig Kemkes-Oechsler sprach Aja Addy über die Rolle des Tigari Priesters in Ghana, und wie er ein Tigari geworden ist.

Frage: Was ist die Bedeutung von 'Tigari' ?

Antwort: Tigari ist der Name für einen wohlwollenden Geist, der die Menschen beschützt und ihnen hilft, persönliche und soziale Probleme zu lösen. In Ghana kann der Tigari-Geist jeden gegenüber bösen Geistern beschützen, und davon gibt es viele !

 F: Kannst Du mir etwas über die Geschichte dieses Kultes erzählen ?

A: Zeremonien für den Tigari-Geist werden in vielen Orten Ghana's abgehalten, aber sie kommen ursprünglich aus Ippala im Norden. Der Tigari-Geist ist mit dem Wind verbunden, und er ist der Patron von Wachstum und Fruchtbarkeit, von einem langen und gesunden Leben und von sozialem Frieden.

 

F: Wie wurdest Du ein Tigari-Priester ?

A: Einer meiner Onkel war ein Tigari Priester. Als er starb, spielte jeder Trommler in der Familie - ich eingeschlossen - die rituellen Rhythmen, um den Geist zu rufen. Der Tigari Geist ist ein 'Mann' und der Priester seine 'Frau', also gaben wir dem Geist die Möglichkeit, eine neue 'Braut' zu finden. Einer nach dem anderen mußten wir tanzen. Als ich tanzte, fiel ich in einen Bewußtseinszustand, in dem ich nichts von meinem alltäglichen Leben wußte. Ich habe sieben Tage lang nichts gegessen ! Aber ich war in der Lage, verschiedene Sprachen zu sprechen. Seit dem Tag bin ich ein Tigari Priester.

 

 Q: Was passiert auf dem Foto ?

A: Es wurde während einer Zeremonie gemacht. Ich trage eine schwarze Robe, um die bösen Geister zu bekämpfen. In einer Hand halte ich eine Glocke, deren Klang die bösen Geister nicht mögen.. In der anderen Hand trage ich ein rituelles Objekt, um die bösen Geister endgültig zu verjagen. Wenn mir das gelungen ist, ziehe ich eine weiße Robe an und die Zeremonie wird fröhlich.

F: Kannst Du mir mehr über den Tanz erzählen ?

A: Wenn der Tänzer die Bühne betritt und seine Reise beginnt, verneigt er sich zunächst vor den Ältesten der Familie, die auf der rechten Seite sitzen. Dann verneigt er sich vor rituellen Gegenständen, und zuletzt vor den Trommlern auf der linken Seite. Die grundlegenden Bewegungen des Tanzes sind fünf verschiedene Arten sich zu drehen..

F: Was sind Deine Aufgaben als Priester und welche Gebote mußt Du beachten ?

A: Es gibt alle sechs Wochen eine Zeremonie, wo der Geist bestimmte Opfergaben und Geschenke erhält. Es gibt in meiner Wohnnug einen bestimmten Raum - einen Schrein - wo alle rituellen Objekte aufbewahrt werden, Fetische, Roben und Instrumente. Dorthin werden auch die Opfergaben gebracht. Es gibt strikte Regeln über diese Opfer, die Mahlzeiten, Gebete, und das soziale Verhalten. Meine Aufgaben sind vielfältig, eine Menge Leute kommen mit ihren Problemen. Ich bin ein Vermittler, ich gehe in den Tigari-Raum mit ihnen und bitte den Tigari Geist um Hilfe. Ich werde konsultiert, wenn ein Kind geboren wird, zu Hochzeiten und in Fällen von Krankheit und Tod.

F: Bist Du auch ein Tigari Priester, wenn Du im Ausland - z.B. hier in Deutschland - weilst ?

A: Nein, ich wurde eingeladen, um zu trommeln und Tänze zu zeigen, aber ich wurde nicht eingeladen, um meine Rituale zu zeigen. In Europa bin ich frei von Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten, die ich in Ghana habe.

 F: Das heißt, daß Du Tänze und Rhythmen zeigst, ohne ihren spirituellen Hintergrund zu erklären ?

A: Genau. Viele haben mich danach gefragt, aber ich habe es immer verweigert, weil man die Zeremonien nicht auf die leichte Schulter nehmen solte. Den Tanz kann ich Euch zeigen, aber nicht den Geist. Ich weiß, daß es kraftvolle Geister auch in Europa gibt, aber ich würde Euch keinen Gefallen tun mit unserem Kult, ihr würdet mehr statt weniger Probleme haben.

 

Ich zeige meinen Schülern verschiedene Trommel- und Tanz-Techniken, Schritt für Schritt. Zunächst die einfachen und später komplexere traditionelle und rituelle Stile. Und jeder, der wirklich gelernt hat zu spielen und zu tanzen, wird die Spiritualität meines Landes spüren. Wenn der Tanz mehr als ein 'gutes Gefühl' bedeutet, dann muß er in Verbindung gesehen werden mit dem Ruf des Geistes und den Opfergaben an ihn.