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       1.
      17 Hippies : Gelb zwo drei 2:29 
      
        
             |  
          Seit 1996 sind
            die 17 Hippies aus Berlin unterwegs. Auf Festivalbühnen,
            Hochzeiten und in dunklen Kaschemmen verbinden sie charmant arrangierte
            Folk-tunes mit anarchischer Rock'n Roll  Energie. Spielfreude
            und Lebenslust stehen bei den 15 bis 28 Musikern im Vordergrund.
            Ohne Berührungsängste mit der Folk-, der Tanz- und
            der Elektroszene hat das Orchester bisher mehr als 600 Konzerte
            gegeben, vom legendären Gratis  Hippie-Haus-Tanz in
            Berlin bis hin zu tumultartigen Auftritten in Italien, Frankreich,
            Ungarn und den USA. |  
         
       
      2. Das Blaue Einhorn : Ich wil sich spilen 3:17 
      
        
          
               | 
          Verführen
            möchte "Das Blaue Einhorn" aus Dresden Zuhörer
            wie Zuschauer gleichermassen, den Tanz zu spüren, den das
            Leben mit uns tanzt. Zu diesem Zweck entdeckt und präsentiert
            die Band seit mehr als 10 Jahren traditionelle Lieder, Klezmertänze,
            Chansons, Sinti Swing, Tango und Fado. Raue und wilde Klänge
            stehen neben zärtlichen und leisen Tönen; und immer
            sprechen elementare Gefühle wie Freude, Trauer, Lust und
            Wehmut aus der Musik. Benannt hat sich das Quartett aus Dresden
            nach einem Lied des kubanischen Liedermachers Silvio Rodrigues,
            in dem das Fabelwesen mit seinem Horn die Gesänge der Nacht
            einfängt. |  
         
       
      3. Di Grine Kuzine : Bavarski Cocek 2:18 
      
        
             |  
           "Musik aus dem Herzen Europas" spielt
            die Grine Kuzine aus Berlin, und das seit 1998. Mit Wurzeln im
            Jazz, in Ska, Punk, Klassik und Chanson unternehmen die 5 Kuzinen
            einen emotional geprägten Trip durch Europa und verwischen
            dabei die Grenzen zwischen Klezmer und balkanischen Rhythmen.
            Di Grine Kuzine schunkelt, tanzt, tobt, trauert, lacht, klagt
            und liebt. Ihre Auftritte sind wie ein großes Fest, mit
            wilden Tanzeinlagen, mit hoher Improvisationskunst und einer
            Sängerin, die einem die Tränen in die Augen treibt. |  
         
       
      4. Bayrisch Diatonischer Jodelwahnsinn : Demoskopen
      2:38 
      
        
          
               | 
          Drei grundverschiedene
            bayrische Individuen bringen allerlei akustische Instrumente
            mit auf die Bühne, z.B. Zither, diatonische Concertina,
            Alphorn, Klarinette, aber auch Balafon, Säge und Bratpfanne.
            In einer deftigen Mischung aus Musik und Kabarett versuchen sie
            sich an einer aktuellen Form der'Volksmusik mit kritischen Texten',
            die meilenweit von dem entfernt ist, was als'volkstümliche'
            Musik im deutschen Fernsehen läuft. Einig ist sich das Trio
            darin, die Zuschauer immer neu überraschen zu wollen, durch
            musikalische Gewürzbeimischungen von Blues bis Brahms, von
            russischer Folklore bis zum authentischen Zitherländler. |  
         
       
      5. Jams : Waterdösken 3:02 
      
        
             |  
          Ins Jahr 1980
            läßt sich die Geschichte von Jams zurückverfolgen.
            Einer Zeit, als in Ostberlin die Folkszene blühte und die
            drei Musiker Jo, Andy und Michael Sessions durchführten.
            Später verwandelte sich der Spassgruppe in eine professionell
            und auf "tausend Hochzeiten" agierende Tanzband. Ihre
            unterschiedlichen Backgrounds aus Rock, Tex Mex, Balkanmusik
            und Klezmer bündelten sie dabei in der gemeinsamen Liebe
            zum 2/4 Takt, zur Polka. "Waterdösken", das ist
            plattdeutsch und heißt "Wasserdreschen". Ist
            nur was für hartgesottene norddeutsche Landmänner,vor
            allem, weil dem Wasserdreschen das Wassermähen vorangehen
            muß. "Waterdösken" wurde von Bandmitglied
            Wolfgang Meyring geschrieben, der auch mit seiner eigenen Band
            Spillwark die Musiktraditionen der Wasserkante von ihrer Betulichkeit
            zu befreien versucht. |  
         
       
      6. Element of Crime : Ganz leicht 4:29 
      
        
             |  
           Nach 5 englischen Platten hat die Berliner Band
            Anfang der 90er Jahre eine konsequente Hinwendung zur deutschen
            Sprache unternommen. Im Herzen eine Rockband, hat sich das Quartett
            um Sänger und Bandleader Sven Regener doch schon früh
            mit Chansons, Vaudeville und mit Brecht beschäftigt. Element
            of Crime wirken dann am überzeugendsten, wenn die akustisch
            dominierte Instrumentierung (Trompete, Gitarre, Schlagzeug) Regeners
            sehnsuchtvolle Liebeslieder untermalt und umschmeichelt. Die
            handeln immer wieder vom Abschied, oder  poetisch ausgedrückt
            - von der tragischen Schönheit des Scheiterns. |  
         
       
      7. LeckerSachen : Lass mich in Ruh (Radio Version) 4:02
 
        
      
        
             |  
          Mit einer einfachen
            Rechenaufgabe hat die Kölner Band Lecker Sachen ganz unterschiedliche
            Musikszenen verwirrt und zusammengeführt: Folk + Hip Hop
            + Pop = FolkHipPop. Leckersachen initiieren die deutschen Folkies
            - z.B. auf dem Tanz- und FolkFest Rudolstadt  in den HipHop,
            und sie erklären den HipHop Fans, was eine Tin Whistle ist.
            Genauso traditionell wie trendig überzeugen die Brückenbauer
            vom Rhein mit einem Füllhorn an Ideen und frischem Witz.
            So werden die Fans nicht nur mit immer neuen Fusionen (z.B. mit
            einem Streichtrio oder einem ,Rap' von Kardinal Frings) überrascht,
            sondern auch mit Hörspielen und originellen Leckereien am
            Merchandising-Stand. |  
         
       
        
      8. Erci E : Weil ich 'n Türke bin (Radio
      Version) 3:34 
      
        
             |  
          Politische Lieder
            haben eine manchmal leidvolle Schlüsselrolle im sozialen
            Kampf gespielt. Seien es die historischen Gesellenlieder, als
            Begleitrufe der Revolution von 1848 oder in Oppositionsliedern
            des 20. Jahrhunderts.  
            Erci E., ein in Berlin geborener und aufgewachsener Türke
            der 2. Generation, zeigt einen möglichen Weg in die Zukunft
            politisch bewußten Songwritings. Er beschlagnahmt rassistische
            Stereotypen für seinen augenzwinkernden Kommentar "Weil
            ich ein Türke bin". Damit hat sich Erci E., der Gründungsmitglied
            der türkischen HipHop Pioniere "Cartel" war und
            in Deutschland an der 'Begegnungen' Tour von Peter Maffay teilgenommen
            hat, einen Platz im 'Buch des politischen Liedes' verdient. |  
         
       
      9. Grenzgänger : Fetter Michels Vatterland
      2:52 
      
        
             |  
          
               
            Wie viele der hier vertretenen
            Bands repräsentieren auch Michael Zachcial's Grenzgänger
            aus Bremen eine Weltoffenheit, die sich nicht nur in den Texten,
            sondern auch in der musikalischen Umsetzung offenbart. Im Mittelpunkt
            des Musikprogramms mit kabarettistischen Einlagen steht das mündlich
            überlieferte deutsche Volkslied, das von den Grenzgängern
            lebendig, mit Sprachwitz und Poesie auf die Bühne gebracht
            wird. Auf ihrer aktuellen CD erfahren die durchaus ketzerischen
            Texte von Hoffmann von Fallersleben (dessen Gedicht "Das
            Lied der Deutschen" die Grundlage für die deutsche
            Nationalhymne lieferte) eine zeitgemäße Umsetzung.
            | 
         
       
      10. Elster Silberflug : Chume Geselle min  3:08 
      
        
             |  
          Auf der legendären
            Burg Waldeck trafen sich in den späten Sechzigern Liedermacher
            wie Hannes Wader, Franz-Josef Degenhardt und Reinhard Mey, um
            nach dem Kulturdesaster des Dritten Reiches die lädierten
            Reste deutscher Musiktradition zu sichten. Inspiriert von dieser
            Ahnenforschung begab sich der Göttinger Musikstudent Ulrich
            Freise auf die Suche nach alten Volkslieder - Büchern und
            gründete Anfang der 70er Jahre die Gruppe Elster Silberflug.
            Das Repertoire der Elstern umfaßt eine Mischung aus alten
            Minneliedern und Balladen, aus frühbarocken Liedern und
            romantischen Eigenschöpfungen. Zu dieser mittelalterlichen
            Mixtur kommt ein Schuß keltische Verrücktheit und
            seit ein paar Jahren sogar die Experimentierlust mit elektronischen
            grooves und loops. Nach einem kreativen Winterschlaf ist die
            Band seit 1988 wieder aktiv, vor allem auf mittelalterlichen
            Handwerksmärkten, die durch die restaurierten Altstädte
            ziehen. |  
         
       
      11. U.L.M.A.N. :  Hupf auf  4:25 
        
      
        
             |  
          Echte Frühstarter
            sind die beiden Uhlmann - Brüder Johannes und Andreas, die
            1994 noch als Teenager den deutschen Folkförderpreis gewannen.
            Nach internationalen Auftritten als Folk-Duo holten sie auch
            noch den damals 14jährigen Drehleierspieler Till Uhlman
            (ihren Cosin) und den Perkussionisten Ulrich Stomowski mit ins
            Boot. Die Band nahm in Quartettbesetzung eine erstaunlich reife
            und modern klingende Folktanz-CD auf ("Acoustic Power")
            und absolvierte Auftritte auf bedeutenden Festivalbühnen
            in Sidmouth, Roskilde und Kaustinen. U.L.M.A.N. (das steht für
            Un Limited Music And Noise) ist die einzige nicht mehr aktive
            Kapelle dieser Zusammenstellung, die drei Uhlmanns halten sich
            heute allerdings bei der Leipziger Folksession Band in Form. |  
         
       
      12. Bavario : Scharr  3:12 
        
      
        
             |  
          Zwischen Arrangement
            und Improvisation, zwischen München und Rio kommt es in
            der deutsch-brasilianischen Freundschafts-Band von Wolfgang Netzer
            zu heftigen Zitherpartien, Klarinettstückchen, Trommelfell-Entzündungen
            und Saitensprüngen. Ein origineller Brückenschlag zwischen
            Zuckerhut und Zugspitze, augenzwinkernd und ohne jegliche Berührungsängste
            zwischen Volksmusik, Klassik und Jazz, zwischen europäischen
            Tänzen und brasilianischer Samba. Musik für Hüfte
            und Po, mit Witz und Köpfchen. |  
         
       
      13. Mahones :  Der lachende Vagabund  2:49 
        
      
        
             |  
          Die Kölner
            Mahones therapieren seit 1987 ihr Publikum mit einer schlagkräftigen
            Mischung aus irischer Tradition und rheinischem Frohsinn. Selbstbewußt
            bezeichnen sie sich als die Erben der frühen Pogues und
            bringen eine musikalisch weit gefaßte gefasste Mixtur aus
            Ska, Punk, Bluegrass und Polka auf Bühne und Tonträger.
            Die fast schon triebhafte Liebe zur keltischen Musik wird auf
            der aktuellen CD mit einer Fast Folk Version von "Der lachende
            Vagabund" um den unbeschwerten Umgang mit heimischer Schlagertradition
            erweitert. |  
         
       
      14. Polkaholix :  Im Grunewald is' Holzauktion 3:25 
        
      
        
          
               | 
           Die Polka ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts
            in Böhmen aufgekommen und hat in nahezu allen Ländern
            ihre Spuren hinterlassen. Als Basis diverser musikalischer Stile
            und Tänze bedeutete Polka zunächst Aufruhr und Provokation,
            bevor sie als Mode auch dem Spießertum gefiel und jede
            Menge Gassenhauer abwarf. Rentner-Blaskapellen spielten schließlich
            den Abgesang auf die Polka, bevor der 2/4 Takt in den USA und
            in Osteuropa Ende des 20.Jahrhunderts wiederbelebt wurde. Zusammen
            mit Bands wie Apparatschik, Folkabbestia und Chudoba feiern auch
            die Berliner Polkaholix seit kurzem die Auferstehung dieser kultverdächtigen
            wie partytauglichen Tanzmusik. "Im Grunewald is' Holzauktion"
            ist ein Berliner Gassenhauer von 1902, wobei "Holzauktion"
            im Gassenjargon als Synonym für Straßenstrich galt. |  
         
       
      15. Leipziger Folksession Band : Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens  2:48 
        
      
        
             |  
          Ein ambivalentes
            Verhältnis zum "deutschen Lied" bescheinigt sich
            die Leipziger Folksession Band, die - der Name deutet es an -
            nicht beständig aktiv ist, sondern sich immer mal wieder
            zu Aufnahme- und Livesessions versammelt.  
            Volkslieder aus den letzten drei Jahrhunderten werden da ausgegraben,
            und man sieht sich in der Tradition des Folkrevivals der 70er,
            als Bands wie Zupfgeigenhansel, Fiedel Michel oder (im Osten)
            die Folkländer die traditionellen Lieder mit viel politischem
            Engagement unters Volk brachten. Inzwischen sind die Alt-68er
            durch die Institutionen gewandert, und die junge Generation hat
            nur noch wenig politischen Biß. So ist es eine Art Trotzhaltung,
            mit der Lieder wie die "Die Ballade von der Unzulänglichkeit
            menschlichen Strebens" (aus Brecht & Weill's Adaption
            von John Gay's The Beggar's Opera) rausgerotzt werden. |  
         
       
      16. Schäl Sick Brass Band : Prinz von Arkadien
      4:27  
       
      
        
             |  
           Die Rosinen pickt sich die Schäl Sick Brass
            Band (von der "falschen" Seite in Köln am Rhein)
            aus dem Musikkuchen der Balkanländer, des Mittelmeeres und
            natürlich auch der lokalen Traditionen. Raimund Kroboth,
            der Kopf der Band verbindet dabei z. B. ganz selbstverständlich
            kölsche Jeckness mit bayrischem Brauchtum, und algerische
            Rai Rhythmen mit einem Text über die Frau an der Supermarktkasse.
            Mit dem 'Prinz von Akadien'  im Ursprung ein Ohrwurm der
            leichten Operette - wird ein Stück des in Köln geborenen
            Operettenkönigs Jacques Offenbach in die multikulturelle
            Blaskapellen - Melange der Kölner Chaostruppe übersetzt. |  
         
       
      17. BandonionFreunde Essen : Tango Laudino 3:34 
      
        
             |  
           1848 erfand der Krefelder Musikalienhändler
            Heinrich Band das Bandonion. Seinen Spitznamen "Bergmannsklavier"
            bekam es durch seine Verbreitung im Ruhrpott, dem industriellen
            Herzstück Deutschland's. Weltweit bekannt wurde das Bandonion
            in seiner Funktion als tragendes Tangoinstrument, aber auch im
            20. Jahrhundert gab es eine starke Tradition der Bandonionorchester
            in den Arbeitervierteln deutscher Großstädte. Die
            Essener BandonionFreunde sind eines der letzten Feierabendorchester,
            die noch die originalen 144tönigen Bandonions aus der Fabrikation
            der Alfred Arnold  Werke verwenden. Neben Walzer, Marsch,
            Ländler, Rheinländer und Rumba spielt der 18köpfige
            Freundeskreis natürlich auch Tango. |  
         
       
      WIE MAUERN EINSTÜRZEN... 
      Wie undurchdringlich die Membranen
      zwischen den Kulturen auch erscheinen mögen, die Trennwände
      erweisen sich in der Regel als poröser, als sich unsere
      Vorfahren das vorstellen konnten. Vielleicht lösen sich
      im Laufe der Jahre die Mauern ja auch einfach auf. Deutschland
      war niemals die mythologische Monokultur (im kulturellen, sprachlichen
      oder musikalischen Sinne), wie viele Leute das vielleicht geglaubt
      haben. Historisch gesehen, haben die Industrialisierung, das
      Verkehrswesen und die Kommunikation viele regionale Unterschiede
      aufgelöst. Dennoch, wie dieser "musikalische Reisebegleiter"
      zeigt, ist Deutschland inzwischen Heimat für eine beträchtliche
      Vielfalt, oft verwurzelt in regionaler Kultur, manchmal im Eigengewächs
      Schlager, oder auch in einheimischen Tanzformen wie dem Zwiefachen.
      Aber natürlich auch in Kulturimporten wie HipHop, Klezmer
      oder Tango. 
        
      Wenn die Musik, die Bands und
      Künstler wie die Schäl Sick Brass Band, JAMS, Bayrisch
      Diatonischer Jodelwahnsinn, LeckerSachen oder Di Grine Kuzine
      machen etwas bezeugen, dann ist es die Durchlässigkeit von
      Deutschland's kulturellen Grenzen. Seit der Wiedervereinigung
      scheint sich die populäre Musik wie auch die Folkmusik immer
      schneller weiterzuentwickeln. 
      Wie ein Fluß reflektiert
      die deutsche Musik die örtlichen Gegebenheiten durch die
      sie hindurchfließt. Und jede Landschaft beeinflußt
      die Färbung des musikalischen Stromes, seine Geschwindigkeit
      und chemische Zusammensetzung. Jeder, der mal in der Nähe
      einer Grenze gewohnt hat weiß, daß Kulturen sich
      selten an starre Linien auf der Landkarte halten. Auch ohne Mehrsprachigkeit
      hat die Verlockung der anderen Grenzseite (und sei es nur das
      billigere Einkaufen) einen Touch von Grenzüberschreitung. 
      Aber was überwindet kulturelle Unterschiede besser als Musik
      ? (vom Sex mal abgesehen). 
      Der Philosoph Kierkegaard hat
      auf das Paradox hingewiesen, daß das Leben zwar vorwärts
      gelebt wird, aber nur in der Rückschau verstanden werden
      kann. Immer wenn ein Musiker neue Musik hört, einen neuen
      Sound, kann er den nicht mehr 'verlernen'. Weil Ideen, gleich
      welcher Art, keinen Ausweis tragen, überwinden sie ohne
      Probleme die Grenzkontrollen. JAMS ist so ein Beispiel: Die lang
      etablierte Folkband aus Mecklenburg hörte, was die Band
      Hundsbuam Miserablige aus Süddeutsch-land machte, nämlich
      Geschichten erzählen mit einer streitbaren und unverschämten
      bayrischen Stimme. Die Hundsbuam radikalisierten damit die Herangehensweise
      von JAMS' und inspirierten sie weiterzugehen, und mehr Plattdeutsch
      in ihre Musik zu integrieren. Das Stück "Waterdösken"
      beweist, wie erfolgreich so ein Prozeß sein kann. Nur so
      als Beispiel. 
      Oder auf der anderen Seite
      der Türke Erci E., der auf Hochdeutsch die Vorurteile gegenüber
      den Türken aufzählt. Mit spitzer Zunge ironisiert er
      die Wut seiner Landsleute darüber, daß sie verantwortlich
      für die deutsche Arbeitslosigkeit gemacht werden, und darüber,
      daß sie als Türken angeblich besonders qualifiziert
      zum Gemüseverkauf seien. Eine pointierte Menschenrechtshymne
      also, vergleichbar mit den besten Songs, die Fun<Da>Mental
      in Großbritannien gemacht haben. 
      Man sollte die Möglichkeiten
      von Musik, Sprache oder Essen nicht unterschätzen, sie können
      den Geschmackssinn und die Weltsicht des Menschen ganz erheblich
      erweitern. Dies ist Musik in einer Tradition und gleichzeitig
      außerhalb davon. Musik im Aufbruch. Die gute Nachricht
      ist, daß die alten Zeiten vorbei sind. Schnallen Sie ihre
      musikalischen Sicherheitsgurte an. Dies wird nicht das sein,
      was sie erwarten. 
       
      Ken Hunt 
 
      Autor des deutschen Kapitels im Rough Guide to World Music
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