Mustapha Tettey Addy : Interview
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Mustapha Tettey Addy - Der Masterdrummer aus Ghana die Biographie liegt nur in englisch vor und ist hier zu finden !
Mustapha Tettey Addy Ein Interview mit dem Meistertrommler
Dieses Interview entstand 1997 während eines Ghana - Aufenthaltes des Inhabers von Weltwunder Records, Jörg Gebauer. M.T.Addy lebte zu diesem Zeitpunkt auf einer Farm in dem kleinen Dorf Sam-Sam, 25 Kilometer von Ghana's Hauptstadt Accra entfernt.
JG: Du hast während meines Aufenthaltes hier in Sam-Sam viel über Deinen Vater gesprochen. Erzähl mir über die Art, wie er Dich bestimmte Dinge gelehrt hat. Kann man das mit Schulunterricht vergleichen ? MTA : Nein. Du mußt in den Busch gehen, bestimmte Wurzeln sammeln und wenn Du sie bringst, dann lehrt er Dich, welche Krankheiten sie heilen. Und wenn dann Kranke zu Dir kommen, dann hilfst Du Ihnen, dies ist in das alltägliche Leben integriert. JG: Er hat Dir etwas über Kräuter und über das Kochen beigebracht, was hast Du noch von ihm gelernt ? MTA: Das Trommeln auch, und Tanzen. Er hatte eine Menge Schüler, ich hatte dadurch so eine Art Trommelschule direkt im Hause. JG: Wie lang bist Du im Haus Deines Vaters geblieben ? MTA: Bis ich siebzehn war, da ist er gestorben. Wir lebten damals in einem Dorf namens Avenor, jetzt is dort allerdings ein Slum. Doch als ich ein Kind gewesen bin, war es sehr nett, mit Kokospalmen und Mangobäumen. JG: Wie ging es weiter in Deinem Leben ? MTA: Nachdem mein Vater gestorben war, fing ich ernsthaft mit dem Fußballspielen an. Als mein Vater noch lebte, hatte ich keine Chance zu spielen, doch nun gab ich all meine Energie da hinein. JG: Wie weit bist Du gekommen ? MTA: Ich spielte schon fast in einem der großen Teams von Accra, aber dann mußte ich nach Legon gehen, das ist ein Vorort von Accra. Dort befindet sich die Theater- und Musikschule. JG: Das klingt ja so, als hätte Dich jemand gezwungen ! MTA: Ein Freund kam zu mir. Er erzählte mir von dieser neuen Schule in Legon. Er wußte, daß ich trommelte und interessiert sein würde. Also fuhr ich hin, der Professor befragte mich und sagte o.k, ich nehme Dich. JG: Und dann hast Du westafrikanische Rhythmen studiert ? MTA: Ja. JG: Theoretisch und praktisch ? MTA: Es war alles möglich, ich konnte mir aussuchen, worauf ich meine Schwerpunkte legen wollte. Ich wollte alles über das Trommeln wissen. Die Leute dort haben mich gehaßt, weil ich so viel Lärm machte. JG: Du hast also Tag und Nacht geübt? MTA: Ja, ich bin noch nicht mal zum Essen gegangen, ich habe immer getrommelt. JG: Wie lange bist Du dort geblieben ? MTA: 4 Jahre. Zwischendurch bin ich aber auch gereist, mit dem Ghana Dance Ensemble sind wir durch die ganze Welt getourt, unter anderem durch Europa. 1967, nach meinem Universitätsstudium habe ich eine amerikanische Anthropologin getroffen. Mit ihr bin ich drei Jahre durch Westafrika gereist, an die Elfenbeinküste, Togo usw, um die Rhythmen zu erforschen. Ich lernte sehr viel in dieser Zeit. Das war gut. JG: Irgendwann bist du dann nach Europa übergesiedelt ? MTA: Ja. Nach dem Abschluß unserer Studien lud mich die Professorin ein, mit nach London zu kommen. Sie stellte mich Journalisten vor, und ich gab Interviews für den Sunday Telegraph oder die Oxford Mail. Das war 1972. Ich gab auch die ersten Solokonzerte, als ich in London war. Und ich nahm meine erste Langspielplatte auf. JG: Du hast also eine Weile in London gelebt ? MTA: Genau, für zwei Jahre. Dann zog ich nach Deutschland. Mein erstes großes Konzert dort gab ich bei den Olympischen Sommerspielen in München. Ich zog zunächst nach Essen, später dann nach Düsseldorf, wo ich meine erste Band namens 'Ehimomo' aufbaute. In dieser Band war auch mein Neffe Aja Addy. Zu dieser Zeit traf ich einen deutschen Percussion - Enthusiasten, mit dem ich "Die Werkstatt" in Düsseldorf aufbaute, ein Zentrum für afrikanische Künste, Tanz, Theater und Musik. Dort organisierten wir eine Menge Workshops und Konzerte. 1980 verwirklichte ich dann meine Idee: Leute, die afrikanisches Trommeln erlernen wollen, sollten nach Ghana kommen, um dort zu üben. Wenn sie nur in Deutschland lernen, hören und sehen sie die Trommler und ihre Rhythmen nicht in ihrer heimatlichen Umgebung, das ist einfach ein großer Unterschied. Hier in Ghana können sie besser und mehr praktizieren. Daraufhin fingen alle an, Workshops in Ghana zu geben. Aber ich war der Erste. JG: War das die Zeit, als die Academy of African Arts (AAMA) in Kokrobité entstand ? MTA: Die Akademie war eine Idee aus meiner Universitätszeit. 1986 war dann die Zeit endlich reif, mit meiner deutschen Partnerin zusammen baute ich die Akademie an der Küste von Ghana auf, etwa 30 Kilometer von Accra entfernt. JG: Du warst dort auch als Architekt und Hausbauer aktiv ? MTA: Ja (malt die Gebäude auf, die er entworfen hat). Ich habe auch die meisten Bäume gepflanzt. JG: Ihr hattet also eine Menge von Studenten aus Deutschland, aus anderen Ländern auch ? MTA: Ja, die Leute kamen von überall her, Amerika, Italien, Frankreich usw. Ich baute auch eine neue Gruppe auf, die Royal Obonu Drummers. Dort war der Fokus die Königsmusik aus den verschiedenen ghanaischen Stämmen und Königshäusern, ich lehrte sie aber auch andere Rhythmen. JG: Und jetzt, seitdem Du die Akademie verlassen hast ? MTA: Meine neue Gruppe muß zunächst die alten Rhythmen lernen, aber es gibt auch viele neue Kompositionen, die ich unterrichte, es ist eine Mischung. Wir üben jeden Tag, wie Du bereits gesehen hast. JG: Denkst Du, daß die Europäer den Afrikanern helfen sollten sich selbst zu organisieren innerhalb Afrikas, wie z.B. jetzt bei der MASA, dem Markt für afrikanische Künste ? MTA: Ja, es ist wichtig, daß die afrikanischen Musiker in ganz Afrika bekannt werden, die MASA ist ein wichtiger Schritt für ein afrikanisches Selbstbewußtsein, was die Kultur angeht. Sie ist eine große Chance, denn bisher werden Künstler nicht besonders ernst genommen. JG: Bisher ist das Musikbusiness auch kaum ein wirtschaftlicher Faktor, da auf dem Markt vor allem Raubkopien auftauchen. MTA: Die Musiker müssen sich in der Musikergewerkschaft organisieren. Das klappt in Ghana ganz gut, weil dort lauter Musiker drinsitzen, die für ihre Rechte kämpfen und die Polizei wird eingesetzt, den JG: Du hast mir gestern erzählt, daß Du ein Stück auf Deiner neuen CD 'Secret Rhythms' selber neu erlernen mußt. Wie hast Du es dann bloß eingespielt ? MTA: Das ist mir selbst ein Rätsel. JG: Denkst, Du, daß Du es in Trance aufgenommen hast ? MTA: Ja, das könnte sein. Der Titel ist durch mich gespielt worden. JG: Wie ist das auf der Bühne, beim Auftritt ? MTA. Manchmal, wenn ich auf der Bühne bin, sehe ich niemanden, das Publikum denkt, ich sehe sie an, aber ich sehe sie nicht. JG: Gibt es denn trotzdem eine Verbindung mit dem Publikum ? MTA: Ja, es gibt eine Verbindung zu denen, die offen dafür sind. Sie sehen mich klar, und ich gebe ihnen etwas. JG: Wie lädst Du Deine Batterie auf, wenn Du so viel weggibst ? Ist das nicht sehr erschöpfend ? MTA: Wenn Du nicht geben kannst, kannst Du auch nichts bekommen. Durch das Geben erhälst Du auch. Du kannst nie aufhören zu Geben. Wenn Du nichts mehr zu geben hast, dann bist Du tot. JG: Beim Konzert verlierst und bekommst Du also Energie ? MTA: (pfeift) Du bekommst mehr als Du gibst ! JG: Hinterher hast Du also mehr als vorher ? MTA: Ja, ich fühle mich erfrischt ! Die Menschen geben Dir viel !! Es ist wie Elekrizität.
JG: Vielen Dank für das Gespräch ! |